Die Macht des Wünschens und Mentaltraining

Veröffentlicht am 8. Jänner 2024 um 14:09

Wünsche sind mentale Gebilde, die etwas beschreiben, was wir gerne hätten. Eine konkrete Vorstellung, wie wir es in die Realität umsetzen könnten, haben wir dabei meist nicht. Im Mentaltraining können wir Wünsche als eine Form von positiver Programmierung nutzen, um uns selbst Gutes zu tun. Direkt – oder über Umwege…

Wunsch - Wünsche - Wünschen

 

Gedankenspiel: Was würdest du wünschen? 

Wenn du ein paar Wünsche frei hättest, welche wären das? Geh für einen Moment in dich und schreib drei Wünsche auf:

  1.  … ? …
  2.  … ? …
  3.  … ? …

Ich wette, dass du dir z. B. Dinge wie mehr Geld, ein eigenes Haus, ein neues Auto, einen schönen Urlaub oder einen tollen Partner gewünscht hast. 

Wenn das so ist, ist es alles andere als überraschend. Viele Menschen wünschen sich in dieser Situation etwas für sich, etwas, das ihnen selbst zugutekommt. Das ist ganz okay so und hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Individualität und materieller Erfolg einen wichtigen Stellenwert haben.

 


Wünsche: ein paar allgemeine Gedanken

  • Ein Wunsch ist eine Sehnsucht, ein Verlangen, dass sich etwas zum Positiven verändert. Dies kann etwas Materielles sein, eine Eigenschaft oder eine Veränderung in der Lebensrealität.
  • Wünsche können auch negativ sein, wenn wir beispielsweise jemandem Misserfolg wünschen.
  • Es gibt unerfüllbare und erfüllbare Wünsche. Ob ein Wunsch erfüllbar oder nicht erfüllbar ist, hängt unter anderem von der eigenen Einstellung ab.
  • Viele Alltagssituationen sind in Form von Bräuchen und Ritualen mit dem Wünschen verbunden: weihnächtliche Wunschzettel, der Wunsch nach einem bestimmten Geburtstagsgeschenk, der freie Wunsch beim Beobachten einer Sternschnuppe oder beim Ausblasen der Geburtstagskerzen. Auch in Märchen sind Wünsche bzw. Verwünschungen ein häufiges Motiv.
  • In vielen Redewendungen sind Wünsche enthalten. Wir wünschen anderen einen schönen Tag, alles Gute, Gesundheit (nach dem Niesen), gute Besserung, ein gutes neues Jahr, eine schöne Zeit.

 


Jemand anderem etwas wünschen

Gehen wir noch einmal zurück zum Gedankenspiel, das wir ganz am Anfang durchgeführt haben. Was wäre, wenn du statt dir selber ganz bewusst jemand anderem etwas wünschen würdest? Einen schönen Tag, eine gute Reise, viel Glück beim Vorstellungsgespräch, ein erfolgreiches und erfülltes Leben etc.

 

Aus der psychologischen Sicht würde man damit das so genannte Reziprozitätsprinzip anstossen. Reziprozität bedeutet so viel wie Gegenseitigkeit oder Wechselwirkung. Der Gedanke dahinter: Wenn viele in einer Gemeinschaft anderen etwas Gutes wünschen, ist die Chance sehr gross, dass jeder einzelne täglich mindestens einen Wunsch erhält, ohne dass er sich selbst was wünscht. Das Reziprozitätsprinzip ist also ein soziales Prinzip, das den Fokus weg vom «Ich» aufs «Wir» lenkt und den Gruppenzusammenhalt stärkt. Dazu kommt noch ein anderer Punkt. Botschaften, die wir an andere richten, werden vom Unterbewussten so interpretiert, dass sie an uns selbst gehen, und sind eine Form von positiver Programmierung.

 

Um das Reziprozitätsprinzip und die Kraft des Wünschens zu verdeutlichen, möchte ich euch von einer Gruppenübung erzählen, die ich in einem Seminar durchgeführt habe. Das ging so: An dem Seminar nahmen rund 20 Personen teil. Die Aufgabe lautete, dass jeder Seminarteilnehmer jedem anderen im Raum in Gedanken einen guten Wunsch zusenden und in einem zweiten Schritt zurufen sollte. Insgesamt hat also jeder 19 Wünsche ausgesprochen und von seinen Kolleginnen und Kollegen 19 Wünsche erhalten. Am Ende der Übung, als alle Wünsche versendet waren, waren die Teilnehmenden richtig überwältigt von der positiven Energie, die dadurch entstanden war. 

 

Auf diese Technik bin ich nach vielen Jahren Reflexion und Analyse von Selbstgesprächen gekommen, ich nenne sie die Wunschtechnik. Sie gehört in die Kategorien Selbstgespräche und Visualisieren und basiert auf dem Reziprozitätsprinzip: Was ich sende, kommt x-fach zu mir zurück.

 

Wie ihr feststellt, ist es eine gute Sache, anderen Gutes zu wünschen, und ich bin überzeugt, dass die guten Dinge wieder zu einem selbst zurückkommen. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass du dir selber nichts mehr wünschen sollst. Ganz im Gegenteil, mach doch in Zukunft beides. Wünsche dir etwas und wünsche jemand anderem etwas. Diese Technik ist fast überall anwendbar und geht schnell, wie die meisten der Übungen, die ich anwende.

 


Übung

Diese Übung soll die Haltung pflegen und stärken, dass wir Wünsche auch an andere richten können. So entsteht ein Gefühl des wohlwollenden und partnerschaftlichen Miteinanders.

 

Führe die Übung durch, wenn du einen Moment für dich hast. Sie dauert ein paar Minuten.

  1. Schliess die Augen und stell dir innerlich eine Szene vor, wo du jemandem einen schönen Tag wünschst. Lächle dabei. 
  2. Wiederhole diese Vorstellung, um sie zu bekräftigen.
  3. Nimm wahr, wie du dich dabei fühlst.
  4. Sende noch ein paar weitere Elemente hinzu, die den Wunsch verstärken, z. B. Sonnenstrahlen, positive Energie, Freude, Glück, Liebe, Erfolg.
  5. Wähle Elemente, die für dich stimmen und die die andere Person ggf. brauchen könnte.
  6. Verstärke das Bild und die Gefühle, die dabei entstehen.

Variante: Die Übung lässt sich etwas abändern, indem du der Person etwas anderes wünschst, z. B. viel Erfolg, gute Gesundheit, alles Gute usw.


 

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